Blogbeitrag von Theodoros Konstantakopoulos, 31. März 2017
Das Leben ist ein Geschenk, sagt man. Für Geschenke ist man in der Regel immer dankbar. Um Dankbarkeit gegenüber einem Schenkenden empfinden zu können, müssen wir ein Geschenk oder eine Gabe jedoch zunächst zu schätzen wissen. Das ist immer dann schwierig, wenn uns eine Geste als selbstverständlich erscheint oder dann, wenn wir ein Geschenk gar nicht wollen. Dankbarkeit setzt also gewissermaßen die Fähigkeit und Möglichkeit voraus, die mit dem Geschenk verbundene Intention der Geste zu erkennen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass der zu ermessende Wert oder Unwert eines Geschenkes materieller oder symbolischer Natur sein kann. So kann beispielsweise die Fähigkeit, die gute Absicht des Schenkens als solche zu erkennen und zu schätzen, einem nutzlosen Geschenk einen Wert verleihen, der über die materielle Nutzlosigkeit hinwegsehen lässt. Geschenke sind aber nicht immer und nicht nur Anlässe und Gaben, die dem Prinzip der Dankbarkeit dienen. Mit Geschenken kann man einen Menschen auch gezielt beleidigen, kränken, in eine Pflicht setzen (Quitt-Dank) oder ihm einfach schaden (Danaergeschenk).
Zudem ist das, was überhaupt die Funktion eines Geschenks erfüllen kann von Mensch zu Mensch, von Epoche zu Epoche, von Kultur zu Kultur und von Alter zu Alter variabel.
Mit der Dankbarkeit für das Leben, sei es das eigene oder das Leben eines anderen, ist eine besondere Schwierigkeit verbunden. Denn das Leben ist immer schon da und mit ihm die Selbstverständlichkeit seiner Gegebenheit. Neben dem Leben erscheint uns oftmals auch all das als selbstverständlich, was scheinbar immer schon so war. Die Liebe und Fürsorge der Eltern, Gesundheit, Treue, die Arbeit anderer etc.
Gewohnheiten stumpfen oft die Sensibilität für das ab, was Dankbarkeit ermöglicht: Die Einsicht in die Besonderheit dessen, was vor und hinter Allem steht. Welches Leben wäre schon was es ist, wenn vor, während und selbst nach dem Leben keine Menschen da wären, die es lebenswert machen. Mit-Menschen können wir mehr oder weniger sein, mehr oder weniger leben, mehr oder weniger glücklich sein. Gemeinsam sind wir stark, heißt es auch: Die ursprünglichste Form der Gemeinsamkeit ist die Familie. Ist die Familienstruktur gesund, so ist es unter normalen Umständen auch das Leben nach der Geburt.
Wer Leben schenken möchte sollte auch bedenken, dass Leben keine milde Gabe ist. Leben geben heißt immer auch Leben zu investieren. Leben ist eine Umverteilung von und aus Liebe. Und, etwas pathetisch resümiert: Liebe ist der wertvollste Ausdruck von Dankbarkeit.