Blogbeitrag von Theodoros Konstantakopoulos, 7. Juni 2017

Inklusion ist ein Prozess des Verstehens und kein feststehender oder abschließbarer Zustand. Er ist als ein solidarischer Prozess des in gesellschaftlichen Lebenszusammenhängen zu verstehen, der eine Verbesserung von Zugangs-, Teilhabe- und Mitbestimmungschancen von und zwischen Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten oder Eigenschaften bietet. Inklusion ist demzufolge kein unmittelbarer Herstellungsprozess, sondern einer der schrittweisen Annäherung an ein Ideal (vgl. Besand/Jugel, 2016).
Bei der Inklusion geht es also darum das Gesamtsystem in einer Weise zu gestalten, dass den Menschen trotz ihrer vielen verschiedenen körperlichen und geistigen Standards eine Teilhabe am System möglich ist.

Im Unterschied dazu geht es bei der Integration darum, dass einzelne systemexterne Individuen oder Gruppen sich in ein größeres bestehendes System einfinden. Bei der Aufnahme in ein bestehendes System steht bei der Integration, im Unterschied zur Inklusion, nicht das Bestreben zur Schaffung von individuellen Rahmenbedingungen im Vordergrund, sondern eine mehr oder weniger vom System unterstützte Forderung nach Anpassung. Nach dem Prinzip der Integration stehen beispielsweise primär der Flüchtling oder ein Mensch mit Behinderung in der Pflicht, sich den Bedingungen des Gesamtsystems anzupassen. Der Flüchtling hat beispielsweise die deutsche Sprache zu lernen und sich an geltenden Gesetze zu halten.

Ein Mensch mit Behinderung kann, wo es seine Fähigkeiten ihm ermöglichen, teil an den verschiedenen Bildungs- oder Erlebnisangeboten des Systems haben. Nicht immer und überall ist ein barrierefreier Zugang in die „gesellschaftlichen Standards“ möglich. Diese Einschränkung betrifft jedoch mehr oder weniger alle Menschen, weil jeder Mensch gegenüber einem Menschen anderen systemrelevante Stärken oder Schwächen besitzt. Wenn es also eine Norm für das Normale gibt oder geben soll, so müssen wir uns fragen, wo diese liegt oder wo und wie wir diese setzen.
Ab wann weicht man von einer Norm ab?
Ab wann treffen wir in unserer Umwelt auf Widerstände, die so groß sind, dass wir nicht mehr zur Norm gehören?

Wenn wir Inklusion anstreben, dann streben wir eine Gesellschaft oder Gemeinschaft an, in der die Regeln Ausnahmen zulassen und sich dadurch stets erweitern.

Wenn wir Integration anstreben, dann streben wir eine Gesellschaft oder Gemeinschaft an, an der sich die Ausnahmen zur Regel gesellen und sich dadurch stets auch beschränken.